Nomen est omen: Die Fédération Cynologique Internationale ist ein internationaler Zusammenschluss 91 nationaler Hundeverbände, die für gemeinsame Werte einstehen, bisweilen aber auch ihre eigenen Werte verteidigen. Als kleinster gemeinsamer Nenner steht dabei stets der HUND im Vordergrund.

Während sich die FCI nicht selten mit 91 verschiedenen Standpunkten auseinandersetzen muss, sehen sich die einzelnen FCI-Mitglieder im Gegenzug den unterschiedlichen Auffassungen ihrer Züchter/Mitglieder im eigenen Land gegenüber. Entsprechend lässt sich leicht vorstellen, mit welcher Vielzahl und Vielfalt an Meinungen die FCI Tag für Tag umgehen muss.

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Y. De Clercq
FCI-Exekutivdirektor
Entstehungsgeschichte der FCI
(1910-1922)
Fred Denayer, Belgien,
Ehemaliger Präsident der SRSH, 2004-2011
gestützt auf die Protokolle der verschiedenen Sitzungen, die in diesem Zeitraum stattfanden.
Part 4/4

Baron Houtart (BE), FCI-Generalsekretär (1914; 1921-1934; 1947-1950)
Die Generalversammlung von 1914 findet am 30. März in Brüssel statt. Victor Du Pré spricht Lobesworte über den verstorbenen Präsidenten und informiert die Versammlung voller Bedauern darüber, dass Dr. Kloppert, der grundlegend zur FCI-Gründung beigetragen hat, beschlossen hat, sich zurückzuziehen. Das Amt des „Sekretärs und Schatzmeisters“ wird für eine dreijährige Amtszeit Baron Houtart (Belgien) verliehen.

Jedes (föderierte) Mitglied übermittelt der FCI eine Liste mit seinen jeweiligen nationalen Rassen und deren Standards. Diese müssen von allen eingehalten werden, und jede Änderung der Standards ist der FCI mitzuteilen. Zudem wird vereinbart, dass die FCI die erforderlichen Schritte ergreifen wird, um ein internationales Verzeichnis der Zwingernamen zu erstellen.

1914 – Liste der nationalen Rassen der FCI-Mitglieder

Die Niederlande sollten mit der Organisation der Generalversammlung im Jahr 1915 betraut werden, unter dem Vorsitz von Baron F.W.C.H. van Tuyl van Serooskerken. Doch, trotz der Aussage von Präsident Du Pré im März 1914: „Es ist für uns ein Muss, sicherzustellen, dass unser Lieblingssport an Bedeutung gewinnt und sich besser entwickelt. Wir werden unserer Aufgabe unabhängig von den Umständen nachgehen“, stürzt die Ermordung von Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich am 28.06.1914 in Sarajevo Europa in den ersten Weltkrieg. Alle Bemühungen um die Globalisierung werden zunichte gemacht durch diese Katastrophe, die Europa trifft und zwischen 1914 und 1918 4.000.000 Menschen tötet. Auch der gerade entstandene Verband überlebt dies nicht.

Die auferstehung der FCI
V. Du Pré (BE), FCI-Präsident im Jahr 1922
Protokoll der Gründungstagung, 1921
FCI-Reglement, 1921
FCI-Statuten, 1921

Erst am 10.04.1921 findet eine Sitzung zur Neugründung der FCI in Paris statt, für die die unter der Präsidentschaft von Herzog von Lesparre geleistete Arbeit wieder aufgenommen wird. Die Société Centrale Canine pour l’Amélioration des Races de Chiens en France wird von Graf Clary, Herzog von Lesparre und Baron Jaubert vertreten; die Société Royale Saint-Hubert ist durch Baron Houtart und V. Du Pré vertreten. Die Versammlung verabschiedet einstimmig die Statuten und Reglements der Fédération Cynologique Internationale und erklärt die Vereinigung für gegründet.

Die an die FCI zu entrichtende Gebühr pro Veranstaltung wird auf 100 BEF (2,5 €) festgesetzt, und die Mitgliedsgebühren belaufen sich auf 500 BEF (12,5 €). Zum Ende der Versammlung wird Graf Clary zum Präsidenten gewählt, und Baron Houtart zum Sekretär und Schatzmeister. Dank seiner Bemühungen, seiner Dynamik und seiner Kompetenz blickt die Fédération Cynologique Internationale einer großen Zukunft entgegen.

Im Juni 1921 werden in Brüssel die ersten beiden CACIB-Ausstellungen nach der Neugründung der FCI organisiert, bei der insgesamt elf CACIB vergeben werden. Außerdem finden im selben Jahr in Corroy-le-Château (Belgien) die ersten CACIT-Wettkämpfe statt, bei denen 1 CACIT vergeben wird.

Am 28.05.1922 eröffnet FCI-Präsident Graf Clary in Paris die Sitzung mit folgenden Worten: „In den letzten sieben Jahren hat unsere Fédération Cynologique Internationale, die sich zunächst in einem lethargischen Zustand befand und dann aufgelöst wurde, von den Erinnerungen an die Vergangenheit gelebt, und die Hoffnung gehegt, wieder aufzuerstehen. Im Schweigen der Kriegsjahre schien alles gesellschaftliche Leben zu atmen aufgehört zu haben. Wir freuen uns sehr darüber, dass uns die Wiederauferstehung unserer Vereinigung gelungen ist, und dass ihr Herz seit dem 10.04.1921 wieder gleichmäßig schlägt.“

Die Société Royale Saint-Hubert und die Société Centrale pour l’Amélioration des Races de Chiens en France sind die beiden für die Neugründung der FCI verantwortlichen Verbände, die sie bei der Rückerlangung ihrer Position und ihrer weiteren Arbeit für die Zukunft der Kynologie unterstützen.
Der niederländische Kynologenverband Raad van Beheer schließt sich ihnen unverzüglich an, und Spanien und Italien ziehen kurze Zeit später nach.

Die folgenden nationalen Verbände sind bei der Sitzung anwesend:

  • Die von Graf Clary, Herzog von Lesparre und Baron Jaubert vertretene Société Centrale Canine pour l’Amélioration des Races de Chiens en France;
  • Die von V. Du Pré und Albert Houtart vertretene Société Royale Saint-Hubert, Union des Sociétés Canines de Belgique;
  • Der von G.J. van der Vliet vertretene Raad van Beheer op Kynologisch Gebied in Nederland;
  • Die von Albert Houtart vertretene Real Sociedad Central de Fomento de las Razas Caninas en España;
  • Der von Houtart vertretene Kennel Club Italiano.

Bei dieser Sitzung beschließen die Mitglieder die Einrichtung einer besonderen Mitgliederkategorie, den sogenannten „assoziierten Mitgliedern“, für nationale Hundeverbände aus Ländern, die aufgrund ihrer Entfernung oder aus anderen relevanten Gründen nicht dazu in der Lage sind, vollständige FCI-Mitglieder zu werden. Derartige assoziierte Mitglieder sollen nur durch die Texte und innerhalb der Grenzen von spezifischen gegenseitig genehmigten Vereinbarungen an die FCI gebunden sein, wozu die gegenseitige Anerkennung von Ahnentafeln, Zwingernamen und Sanktionen gehört. Die assoziierten Mitglieder sollen nicht im FCI-Vorstand vertreten sein, und sie dürfen nur mit einer beratenden Rolle an den Generalversammlungen teilnehmen.
Bei dieser Sitzung wird hervorgehoben, dass die Société Royale Saint-Hubert zwei Sanktionen ergriffen und an Mitgliedsverbände gesendet hat, und zwar eine für eine „falsche Erklärung bei der Verfassung einer Ahnentafel“, und eine aufgrund des „unkorrekten Verhaltens gegenüber einem Richter bei der Ausübung seiner Funktion“. Seither hat sich nicht viel geändert!

Der Vorsitz für den Zeitraum 1922-23 wird einstimmig Victor Du Pré anvertraut, dem 1. Vizepräsidenten der Société Royale Saint-Hubert, mit G.J. van der Vliet, Präsident des Raad van Beheer als Vizepräsident.