Baron Houtart (BE), FCI-Generalsekretär (1914; 1921-1934; 1947-1950)
Die Generalversammlung von 1914 findet am 30. März in Brüssel statt. Victor Du
Pré spricht Lobesworte über den verstorbenen Präsidenten und informiert die Versammlung
voller Bedauern darüber, dass Dr. Kloppert, der grundlegend zur FCI-Gründung beigetragen
hat, beschlossen hat, sich zurückzuziehen. Das Amt des „Sekretärs und Schatzmeisters“
wird für eine dreijährige Amtszeit Baron Houtart (Belgien) verliehen.
Jedes (föderierte) Mitglied übermittelt der FCI eine Liste mit seinen jeweiligen
nationalen Rassen und deren Standards. Diese müssen von allen eingehalten werden,
und jede Änderung der Standards ist der FCI mitzuteilen. Zudem wird vereinbart,
dass die FCI die erforderlichen Schritte ergreifen wird, um ein internationales
Verzeichnis der Zwingernamen zu erstellen.
1914 – Liste der nationalen Rassen der FCI-Mitglieder
Die Niederlande sollten mit der Organisation der Generalversammlung im Jahr 1915
betraut werden, unter dem Vorsitz von Baron F.W.C.H. van Tuyl van Serooskerken.
Doch, trotz der Aussage von Präsident Du Pré im März 1914: „Es ist für uns ein Muss,
sicherzustellen, dass unser Lieblingssport an Bedeutung gewinnt und sich besser
entwickelt. Wir werden unserer Aufgabe unabhängig von den Umständen nachgehen“,
stürzt die Ermordung von Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich am 28.06.1914
in Sarajevo Europa in den ersten Weltkrieg. Alle Bemühungen um die Globalisierung
werden zunichte gemacht durch diese Katastrophe, die Europa trifft und zwischen
1914 und 1918 4.000.000 Menschen tötet. Auch der gerade entstandene Verband überlebt
dies nicht.
Die auferstehung der FCI
V. Du Pré (BE), FCI-Präsident im Jahr 1922
Protokoll der Gründungstagung, 1921
FCI-Reglement, 1921
FCI-Statuten, 1921
Erst am 10.04.1921 findet eine Sitzung zur Neugründung der FCI in Paris statt, für
die die unter der Präsidentschaft von Herzog von Lesparre geleistete Arbeit wieder
aufgenommen wird. Die Société Centrale Canine pour l’Amélioration des Races de Chiens
en France wird von Graf Clary, Herzog von Lesparre und Baron Jaubert vertreten;
die Société Royale Saint-Hubert ist durch Baron Houtart und V. Du Pré vertreten.
Die Versammlung verabschiedet einstimmig die Statuten und Reglements der Fédération
Cynologique Internationale und erklärt die Vereinigung für gegründet.
Die an die FCI zu entrichtende Gebühr pro Veranstaltung wird auf 100 BEF (2,5 €)
festgesetzt, und die Mitgliedsgebühren belaufen sich auf 500 BEF (12,5 €). Zum Ende
der Versammlung wird Graf Clary zum Präsidenten gewählt, und Baron Houtart zum Sekretär
und Schatzmeister. Dank seiner Bemühungen, seiner Dynamik und seiner Kompetenz blickt
die Fédération Cynologique Internationale einer großen Zukunft entgegen.
Im Juni 1921 werden in Brüssel die ersten beiden CACIB-Ausstellungen nach der Neugründung
der FCI organisiert, bei der insgesamt elf CACIB vergeben werden. Außerdem finden
im selben Jahr in Corroy-le-Château (Belgien) die ersten CACIT-Wettkämpfe statt,
bei denen 1 CACIT vergeben wird.
Am 28.05.1922 eröffnet FCI-Präsident Graf Clary in Paris die Sitzung mit folgenden
Worten: „In den letzten sieben Jahren hat unsere Fédération Cynologique Internationale,
die sich zunächst in einem lethargischen Zustand befand und dann aufgelöst wurde,
von den Erinnerungen an die Vergangenheit gelebt, und die Hoffnung gehegt, wieder
aufzuerstehen. Im Schweigen der Kriegsjahre schien alles gesellschaftliche Leben
zu atmen aufgehört zu haben. Wir freuen uns sehr darüber, dass uns die Wiederauferstehung
unserer Vereinigung gelungen ist, und dass ihr Herz seit dem 10.04.1921 wieder gleichmäßig
schlägt.“
Die Société Royale Saint-Hubert und die Société Centrale pour l’Amélioration
des
Races de Chiens en France sind die beiden für die Neugründung der FCI verantwortlichen
Verbände, die sie bei der Rückerlangung ihrer Position und ihrer weiteren Arbeit
für die Zukunft der Kynologie unterstützen.
Der niederländische Kynologenverband Raad van Beheer schließt sich ihnen
unverzüglich
an, und Spanien und Italien ziehen kurze Zeit später nach.
Die folgenden nationalen Verbände sind bei der Sitzung anwesend:
- Die von Graf Clary, Herzog von Lesparre und Baron Jaubert vertretene Société
Centrale
Canine pour l’Amélioration des Races de Chiens en France;
- Die von V. Du Pré und Albert Houtart vertretene Société Royale Saint-Hubert,
Union
des Sociétés Canines de Belgique;
- Der von G.J. van der Vliet vertretene Raad van Beheer op Kynologisch Gebied in
Nederland;
- Die von Albert Houtart vertretene Real Sociedad Central de Fomento de las Razas
Caninas en España;
- Der von Houtart vertretene Kennel Club Italiano.
Bei dieser Sitzung beschließen die Mitglieder die Einrichtung einer besonderen Mitgliederkategorie,
den sogenannten „assoziierten Mitgliedern“, für nationale Hundeverbände aus Ländern,
die aufgrund ihrer Entfernung oder aus anderen relevanten Gründen nicht dazu in
der Lage sind, vollständige FCI-Mitglieder zu werden. Derartige assoziierte Mitglieder
sollen nur durch die Texte und innerhalb der Grenzen von spezifischen gegenseitig
genehmigten Vereinbarungen an die FCI gebunden sein, wozu die gegenseitige Anerkennung
von Ahnentafeln, Zwingernamen und Sanktionen gehört. Die assoziierten Mitglieder
sollen nicht im FCI-Vorstand vertreten sein, und sie dürfen nur mit einer beratenden
Rolle an den Generalversammlungen teilnehmen.
Bei dieser Sitzung wird hervorgehoben, dass die Société Royale Saint-Hubert
zwei
Sanktionen ergriffen und an Mitgliedsverbände gesendet hat, und zwar eine für eine
„falsche Erklärung bei der Verfassung einer Ahnentafel“, und eine aufgrund des „unkorrekten
Verhaltens gegenüber einem Richter bei der Ausübung seiner Funktion“. Seither hat
sich nicht viel geändert!
Der Vorsitz für den Zeitraum 1922-23 wird einstimmig Victor Du Pré anvertraut, dem
1. Vizepräsidenten der Société Royale Saint-Hubert, mit G.J. van der Vliet, Präsident
des Raad van Beheer als Vizepräsident.