Im Gespräch mit dem großzügigen Stifter, Herrn Jean-Marie Vanbutsele
Herr Vanbutsele – können Sie uns die Sammlung der Medaillen zeigen, die Sie dem
FCI-Museum gestiftet haben?
Das dem Museum der FCI gestiftete Paket enthält etwa 60 alte Medaillen. Es sind
die schönsten Exemplare meiner Sammlung. Die Medaillen betreffen ausschließlich
belgische Hunderassen und – das versteht sich von selbst – belgische Rassevereine.
Die Société Royale Saint-Hubert war der erste Verband, der Medaillen mit dem Abbild
des Bloodhounds herausgab, bei dem es sich übrigens um unseren einzigen verbleibenden
Jagdhund handelt. Die drei wichtigsten historischen Vereine für den belgischen Schäferhund
brachten Medaillen außergewöhnlicher Qualität hervor. Unter diesen Vereinen sind
zu nennen der „Club du Chien de Berger Belge“ (gegründet 1891), der „Royal Berger
Belge Club“ (gegründet 1898) sowie der „Royal Groenendael Club“ (gegründet 1910).
Hinzu kommen noch einige Medaillen von Dressurvereinen. Einige schöne Medaillen
gibt es zudem vom „Royal Schipperkes Club“ und anderen kleinen belgischen Rassen
wie dem Brüsseler Griffon und dem Kontinentalen Zwergspaniel (Papillon). Ebenso
vertreten sind der Belgische Zughund und der Bouvier. Mehrere Medaillen tragen die
Unterschrift renommierter Künstler, darunter J. Fisch, G. Devreese, De Vigne-Hart,
L. De Smeth, Vandercasseyen sowie De Greef.
Woher kommt eigentlich Ihr Interesse an belgischen Rassen?
Das fing an im Juni 1982, als meine Familie eine junge belgische Malinois-Hündin
erwarb. Das Verhalten und besondere Temperament dieser Hündin brachten mich dazu,
möglichst viele Informationen über den belgischen Schäferhund zusammenzutragen.
1988 und damit einige Jahre später verfasste ich einen gut 100 Seiten starken Abriss
über die Geschichte unseres Schäferhunds. Meine älteste Tochter Pascale übersetzte
den Text ins Englische, und der britische Club „The Belgian Shepherd Association
of Great-Britain“ ergriff die Initiative für die Veröffentlichung. Das englischsprachige
Werk war im Ausland recht erfolgreich und wurde selbst ins Dänische und Norwegische
übersetzt. Diese Begebenheit veranlasste mich, meine Kenntnisse über Hunde zu vertiefen.
Ab diesem Zeitpunkt interessierte ich mich auch für alle anderen belgischen Hunderassen.
Um die Ergebnisse der Forschung zu verbreiten, gab ich von 2002-2006 eine vierteljährliche
Zeitschrift mit dem Titel „Journal of History“ heraus. Gegenstand waren sämtliche
belgische Rassen sowie alle Artikel, die zwischen 1884 und 1975 in verschiedenen
belgischen Hundezeitschriften in französischer und niederländischer Sprache erschienen.
In den letzten Jahren habe ich Werke über mehrere belgische Rassen veröffentlicht,
die sich schwerpunktmäßig mit der Geschichte im Herkunftsland beschäftigen. Diese
Bücher sind ein Segen für echte Hundeliebhaber, die genau wissen, dass man eine
Rasse nur dann richtig kennt, wenn man über ihre Geschichte Bescheid weiß. Und das
alles nur wegen dieser tollen Malinois-Hündin.
Wie haben Sie die Stücke Ihrer prächtigen Sammlung denn eigentlich zusammengetragen?
Einige Medaillen habe ich auf Trödelmärkten aufgetrieben, andere wiederum über Internet.
Einige wenige wurden mir aufgrund meiner guten Beziehungen in der Hundewelt geschenkt.
Eines Tages erhielt ich per Post ganz überraschend eine Medaille von der Familie
Huyghebaert. Dabei handelt es sich um ein äußerst seltenes, schönes Stück mit folgender
Inschrift: „Chien de Berger Belge à Poil Court“. Es ist äußerst wahrscheinlich,
dass diese Medaille bei der Ausstellung und dem ersten großen Dressurwettbewerb
im Juli 1903 als Preis gedacht war. Beide Veranstaltungen wurden in Mecheln von
den Brüdern Huyghebaert organisiert. Unter der Rubrik „Prix et Diplômes“ des Katalogs
ist zu lesen: „médailles de vermeil, d’argent ou de bronze“.
Eine solche Vielfalt an Stilen, Themen, Bereichen und Künstlern ist bemerkenswert.
Wie lange dauert es, bis man solche Schätze zusammen hat?
Mehrere Jahre, denn die Möglichkeiten zum Erwerb sind dünn gestreut und werden immer
seltener. Außerdem muss man fleißig suchen. Gleiches gilt für alle anderen Sammlungen
– seien dies nun Zeitschriften, alte Werke oder alte Postkarten.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Vanbutsele!
Gespräch aufgezeichnet von Marie Luna Durán
FCI Marketing und Public Relations Manager
Laufbahn
Jean-Marie Vanbutsele ist 1941 in Brakel (Belgien) geboren. Nach seiner Berufskarriere
als Steuerberater ist er nun im Ruhestand.
Seit G'Lady (Belgische Malinois-Schäferhündin) im Jahr 1982 zu ihm gekommen ist,
hat er sich insbesondere für die Geschichte des Belgischen Schäferhunds interessiert
und zahlreiche Artikel darüber in belgischen und ausländischen Zeitschriften veröffentlicht.
Er ist ein großer Bewunderer Louis Huyghebaerts, des Paten des Malinois, und des
eminenten Kynologen Charles Huge.
Er hat eine umfangreiche Sammlung von Zeitschriften, Büchern, Medaillen und Plakaten
über Hunde der belgischen Rassen zusammengetragen.
Liste der Werke dieses Autors
- Le Chien de Berger Belge - Messages d’Antan (2011)
- Le « Saint-Hubert » - Un Chien de Légende (2011)
- Histoire du « Griffon Bruxellois, Griffon Belge et Petit Brabançon » (2011)
- Le Schipperke - L’unique petit berger (2011)
- Le Papillon et le Phalène - Grands cœurs en petite taille (2012)
- History of the Griffon Bruxellois, Griffon Belge & Petit Brabançon (2012)
- Histoire illustrée du Chien de Berger Belge (2012)
- Le Chien de Berger Belge - Regards sur le Passé (2013)
- Le Chien de Berger Belge - Les couleurs de robes (2013)
- De Belgische Herdershond - Geschiedenis en Erfelijkheid (2013)
- Il Pastore Belga - Storia illustrata della razza (2013)
- The Belgian Shepherd Dog - 125 Years of Illustrated History (2014)